Ich kann mich noch genau an damals erinnern. Ich begann meine Ausbildung und hab meine erste finanzielle Grundausstattung bekommen. Bausparer, Girokonto usw. Damals war ich natürlich noch grün hinter den Ohren und habe alles geglaubt.
Bei dem Thema Girokonto kam mir aber dann eine Frage. Denn ich wusste natürlich, was ein Dispokredit ist und für was er gut ist. Mit ungefähr 16 Jahren hatte man aber andere Verwendung dafür. Es war eher so, toll ich kann jedes Wochenende noch mehr beim Feiern ausgeben.
Doch dieser Wunsch, wurde mir schnell wieder genommen. Denn der Bankberater meinte, ein Dispo in meiner Situation, mit meinem Azubigehalt, ist momentan nicht möglich. Nun gut dachte ich, dann muss es auch so gehen.
Im Laufe der Ausbildungszeit, habe ich aber auch gelernt, mit meinem Geld zu haushalten und damit über die Runden zu kommen. Auch ohne kurzfristigen Kredit. Es ging einfach nicht anders und so habe ich mich mit dieser Situation arrangiert.
Nach meiner Ausbildung habe ich mich dann relativ schnell selbstständig gemacht. Hals über Kopf, ohne viel Wissen aber mit sehr viel Motivation und vielen Träumen. Anfangs bekam ich noch den Gründerzuschuss ausbezahlt. Damit konnte ich alle Fixkosten decken und die Sorgen waren gering.
Nach dieser Zeit jedoch, fehlte plötzlich an manchen Tagen die nötige Liquidität. Ich musste auf Reserven zugreifen, diese jedoch auch nicht unendlich waren.
Ich wurde schnell in die Realität zurückgeholt
So kam mir in den Sinn, es wäre doch eine gute Sache, wenn ich für kurzzeitige Engpässe einen Dispokredit habe. Also habe ich einen Termin mit meinem Bankberater vereinbart und war der absolut festen Überzeugung, ein Betrag von 500€ als Limit würde mir erst einmal reichen.
Nun ja, was soll ich sagen. Dann kam der Zeitpunkt in meinem Leben, wo ich merkte, dass man als Selbstständiger in Deutschland kein leichtes Los hat, wenn es um das Thema Geld bzw. Geld leihen geht.
Der Bankberater machte mir schnell klar, dass ein Disporahmen für mich nicht infrage kommt. Dazu müsste ich erst einmal konstant über einen bestimmten Zeitraum mehr Einnahmen generieren. Diese hatte ich bis jetzt aber nicht erreicht. Was zum Ergebnis hatte, dass ich unverrichteter Dinge wieder abziehen musste.
In diesem Moment war ich schon enttäuscht muss ich sagen. Dieses Notfallpolster hätte mir schon sehr gutgetan damals. Aber so musste ich schnell lernen, dass es auch so gehen muss.
Im Nachhinein habe ich aber erkannt, dass das auch der Zeitpunkt war, wo ich lernte, mit meinen Finanzen ganz genau zu kalkulieren. Ich habe zum ersten Mal richtig festgehalten, wie hoch meine Fixkosten eigentlich genau sind, wohin mein Geld fließt und was zu welchem Zeitpunkt auf mein Konto als Guthaben eingeht.
Dompteure wissen mehr: Egal in welcher beruflichen oder privaten Situation du gerade genau bist, es ist immer sehr hilfreich zu wissen, was genau meine Ausgaben und Einnahmen sind. Was unterm Strich hängen bleibt und wie hoch der Geldbedarf in gewissen Zeiträumen ist.
Nach dieser genauen Kalkulation hatte ich zwar effektiv nicht mehr Geld als davor, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, eine Sorge weniger zu haben.
Die genaue Einnahmen/Ausgaben Rechnung hat mir gezeigt, dass ich über die Runden komme. Wo davor noch Ahnungslosigkeit herrschte und ich dachte, mehr Einnahmen oder ein Dispo würde es schon richten im Notfall, habe ich gelernt, für mich selber zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen.
Ich habe begriffen, mit dem auskommen zu müssen, was ich eben nun mal habe.
Diese Erkenntnis fehlt vielen von uns in der heutigen Konsumwelt. Sobald ich eine Festanstellung habe mit einem einigermaßen passablen Einkommen, kann ich schier alles finanzieren, was ich möchte.
Ja selbst in der Werbung wird nicht mehr von kaufen, sondern finanzieren gesprochen. Es werden in Prospekten teilweise nicht mal mehr Gesamtpreise, sondern Finanzierungsraten angegeben.
Ich hätte mir auch gerne etwas Luxus geleistet als junger Kerl. Aber es ging nun mal nicht, weil ich mir einen etwas härteren Weg ausgesucht habe. Der sich aber, nach einigen Jahren, nun auszahlt.
Zurück in meine jungen Jahre der Selbstständigkeit. Ich hatte auch öfter noch die Momente, wo ich mir dachte, ein kleiner Disporahmen würde mir jetzt verdammt guttun. Aber was habe ich stattdessen gemacht?
Ich habe versucht, mir jeden Monat irgendwie 50€ auf die hohe Kante zu legen. Trotzdem durch strikte Kalkulation den Monat überstanden, ohne diese in Anspruch nehmen zu müssen. So hat sich im Laufe der Zeit ein Betrag angesammelt, der dann mein persönlicher Dispo war. Sozusagen ein Notgroschen.
Was hat sich bis heute geändert?
Bis heute habe ich keinen Dispo auf meinem Girokonto. Nicht, dass ich ihn mittlerweile immer noch nicht bekommen würde, aber ich habe gelernt, auch ohne damit auszukommen. Und mittlerweile sehe ich sogar auch eine Gefahr darin.
Selbstverständlich kann in manchen Situationen so eine kleine Finanzspritze sehr gut helfen. Aber wenn ich nun damit nicht verantwortungsgemäß umgehen kann, sondern mich dazu verleiten lasse unnütze Konsumgüter zu kaufen, kann es in eine Schuldenspirale führen.
Rückblickend bin ich sogar für diese harte Lektion dankbar, mit den Mitteln, die ich hatte, auskommen zu müssen. Es war nicht leicht, aber was ich daraus für mich gelernt habe, ist in Geld nicht aufzuwiegen.
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