Das ist die optimale Sparrate für die Altersvorsorge

Manche Fragen werden mir immer wieder gestellt. Eine davon ist, ob denn die aktuelle Sparrate für die Altersvorsorge ausreichend ist. Meiner Meinung nach ist das die falsche Frage! Viel wichtiger und entscheidender ist doch die Frage, welchen Lebensstandart möchtest du im Alter führen bzw. was ist die grundsätzliche Versorgungslücke?

Wie viel bekomme ich von der gesetzlichen Rentenversicherung?

Um die Versorgungslücke zu ermitteln, müssen wir erst einmal schauen, welches Fundament wir überhaupt zur Verfügung haben. Dieses Fundament bildet bei Arbeitnehmern meist die gesetzliche Rente. Dass diese alleine für ausreichend finanzielle Mittel im Alter sorgt, wird wohl auf die wenigsten zutreffen. Jedoch ist etwas besser als nichts.

Die gesetzliche Rentenversicherung ist die Grundlage der Berechnung

Diese Information ist leicht zu ermitteln. Denn diese Renteninformation wird jährlich an alle Bürger verschickt, die mindestens 27 Jahre alt sind und ebenso mindestens 5 Jahre Beitragszeiten erworben haben. Nähere Informationen dazu findest du auch noch hier.

Anfangs ist diese Renteninformation sehr unübersichtlich und man muss sich erst einmal damit vertraut machen. Um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten, findest du in dieser Mustervorlage eine genaue Erklärung über die Bedeutung der einzelnen Passagen. Der Rentenbetrag fällt gleich zentral ins Auge. Dieser ist jedoch ohne Abzüge, also Brutto.

Davon werden noch Kranken- und Pflegebeiträge sowie evtl. Steuern abgezogen. Wichtig noch zu wissen ist, dass zwar auf den Kaufkraftverlust hingewiesen wird, dieser jedoch von vielen außer acht gelassen wird. Was ist damit gemeint? Im Laufe der Jahre wird durch die Inflation die Kaufkraft unseres Geldes stückchenweise weniger. Was heute einen Wert von 1.000€ hat, kann ich 20 Jahren nur noch 700€ an heutiger Kaufkraft haben.

Der Kaufkraftverlust ist einer der am meisten unterschätzten Risiken der gesetzlichen Rentenversicherung!

Nehmen wir nun ein Beispiel, dass den Durchschnittsdeutschen zum Vorbild hat. Dieser verdient nach neuesten Berechnungen 3.770€ Brutto, was 1.890€ Netto entspricht. In diesem Beispiel handelt es sich um einen 35-jährigen Arbeitnehmer, der in Westdeutschland zur Welt gekommen ist und seinen Berufseinstieg mit 20 Jahren hatte. Bei durchschnittlich 3.770€ Brutto pro Monat, wären dies 45.240€ Brutto pro Jahr.

Bei einem möglichen Renteneinstieg mit 67 Jahren wären dies ca. 1.802€ Bruttorente. 1.802€ nach heutiger Kaufkraft. Zu Rentenbeginn wären dies nach Abzug der Inflation ungefähr 1.200€ Nettorente. (Abzüge für Kranken- und Pflegebeiträge, sowie Steuern kommen noch evtl. dazu) Wenn du auch mal selbst Lust hast, diese Berechnung durchzuführen, findest du hier einen entsprechenden Rentenrechner

Was ist nun meine Versorgungslücke?

Es gibt nun zwei Seiten der Medaille. Zum einen die Versorgungslücke wie sie dir vermutlich jeder Versicherungsvertreter vorrechnen wird und die, welche von Experten als Richtlinie empfohlen wird. Gehen wir erst einmal von einem realistischen Wert aus. In der Regel wird im Alter nicht mehr so viel Kapital benötigt wie während des Arbeitslebens. So wird davon ausgegangen, dass 80% des letzten Nettogehalts als Bedarf zur Grundlage genutzt werden kann. Zurück zu unserem Beispiel:

Letztes Nettogehalt: 1.890€

davon 80% = 1.512€

Nettorente nach Abzug der Inflation zu Rentenbeginn: ca. 1.200€

Differenz somit 312€

Selber nachzurechnen auch ganz übersichtlich mit diesem Rechner. Wenn du natürlich nun den aktuellen Lebensstandard aufrechterhalten möchtest, ist eine Berechnung mit 80% des aktuellen Nettogehalts wohl weniger hilfreich. Hierbei solltest du diesen Rechner zur Versorgungslücke in Betracht ziehen, um deinen ganz individuellen Bedarf zu berechnen.

Sonstige Ersparnisse vorhanden?

Bereits vorhandene Rentenversicherungen oder anderweitige Sparpläne, die bereits seit längerer Zeit bespart werden, sollten bei der Berechnung ebenso berücksichtigt werden. Dazu einfach auf die Police oder die jeweiligen Unterlagen schauen und die voraussichtliche Summe dort entnehmen. Jedoch niemals vergessen, aufgrund der scheinbar nicht mehr vorhandenen Zinsen, fällt es Versicherern immer schwerer, auch diese Zinsversprechen zu halten. Also lieber etwas konservativer rechnen, um spätere Enttäuschungen abzufedern.

Den Ehe- oder Lebenspartner bei der Berechnung der Versorgungslücke immer mit berücksichtigen

Vergessen sollte man auch nicht die Ehe- oder Lebenspartner. Was erhält dieser an Rentenzahlungen? Wie viel Kapital ist dort noch vorhanden? In unserem Beispiel wurde ja von einer Einzelperson ausgegangen. Pärchen sollten einen gemeinsamen Konsens finden.

Jetzt haben wir schon einmal die Grundlage, um unsere Eingangsfrage nach der optimalen Sparrate beantworten zu können. Nun wissen wir, was eigentlich unser Sparziel ist! Die Unsicherheit nach der richtigen Sparrate ist auch sehr oft damit begründet, dass nicht so recht klar ist, wohin der Weg eigentlich führen soll.

Wie lange habe ich überhaupt noch Zeit, um zu sparen?

Dies ist ein sehr zentraler Punkt! Je früher ich beginne zu sparen und je länger ich noch bis zum Rentenbeginn Zeit habe, desto mehr kann ich vom Zinseszins Effekt profitieren. Das bedeutet, meine Zinsen verzinsen sich quasi immer wieder im Laufe der Jahre, was schlussendlich einen gigantischen Vorteil für uns darstellt.

Ein Beispiel: Ich nutze einen Sparplan, den ich jeden Monat mit 50€ bespare. Mein Zinssatz liegt jährlich bei 5%. Diesen Sparplan ziehe ich eisern 20 Jahre durch. Meine Zinszahlungen in dieser Zeit betragen 8.376€

Wenn ich nun jedoch nur 10 Jahre weiter bespare, mit demselben monatlichen Beitrag und dem identischen Zins, so habe ich nach insgesamt 30 Jahren eine Zinszahlung von 22.942€ angesammelt!

Je früher ich somit mit der Ansparphase beginne, desto niedriger auch der monatliche Betrag, den ich aufwenden muss.

Welche Geldanlage nutze ich für meine Altersvorsorge?

Der Zins ist ein entscheidender Punkt in unserer Berechnung. Selbstredend je höher dieser ist, desto besser. In der Gegenwart jedoch, sind konstant hohe Zinsen im Verhältnis zu wenig Risiko leider ausgeschlossen. Tagesgeldkonten und Sparbücher haben faktisch 0% Zinsen. Somit wird das Geld aufgrund der Inflation im Laufe der Jahre sogar weniger!

Nun kann man natürlich hoffen, dass sich dieser Zustand wieder ändern wird, oder realistisch sein und sich der Aufgabe stellen eine Alternative zu finden. Immer mehr an Beliebtheit gewinnen sogenannte ETFs. Diese börsengehandelten Indexfonds bieten auch für Privatanleger mit bereits kleinen monatlichen Sparraten gute Chancen. Auch ich nutze diese Art der Geldanlage. Hierüber habe ich auch schon einen ausführlichen Beitrag geschrieben.

Eine Geldanlage mit einem rentablen Zins zu finden, ist die Grundlage, um Sparen überhaupt sinnvoll zu machen

Ein Vorteil dieser ETFs ist, dass man hiermit sein Geld breit angelegt auch über Jahre hinweg attraktiv verzinsen kann. Natürlich gibt es Schwankungen und es kann auch mal einige Prozent nach unten gehen! Jedoch je langfristiger ich solche Sparpläne nutze, desto besser können sich diese Schwankungen auch wieder ausgleichen.

Von 1975 bis 2018 gesehen, erreichte beispielsweise der MSCI World ETF eine jährliche durchschnittliche Rendite von ca. 8%. Wenn du selber verschiedene Anlageformen und Renditen mit unterschiedlicher Anlagedauer berechnen möchtest, empfehle ich dir diesen Zinseszinsrechner

Kann ich diese Sparrate überhaupt aufbringen?

Da wir nun wissen, wo unsere Versorgungslücke liegt und wie wir diese auffüllen können, bleibt zu guter Letzt die Frage, ob diese Sparrate, welche für ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter nötig ist, überhaupt erbracht werden kann. Einen durchschnittlichen Arbeitnehmer ist es oft nicht möglich 200€ oder mehr pro Monat anzusparen.

Unvorhergesehene Ereignisse können schließlich nicht vorhergesehen werden, welche einen erhöhten finanziellen Aufwand benötigen. Deshalb wäre eine sinnvolle Grundlage, erst einmal einen Notgroschen auf die Seite zu legen, von dem man 2 – 3 Monate seine Fixkosten decken kann. Somit wird gewährleistet, dass zum einen die monatlichen Sparraten gesichert sind und zum anderen, dass keinesfalls die bereits angesparten Euros aufgelöst und ausgegeben werden!

Ein Notgroschen, um seine Fixkosten 2-3 Monate zu finanzieren, kann helfen, damit die Sparbemühungen nicht scheitern

Ist es nun aus persönlichen Gründen nicht möglich, eine hohe monatliche Sparrate aufzuwenden, um die Versorgungslücke ausreichend auszugleichen, wäre ein weiterer Ansatz unnötige Ausgaben bis zum Rentenbeginn auf ein Minimum zu begrenzen. Versicherungen, welche keinen Nutzen haben oder gar am eigenen Bedarf vorbei bezahlt werden, sollten gewechselt oder angepasst werden.

Hierzu hilft dir auch dieser Beitrag zu unnützen Versicherungen weiter. Verbindlichkeiten aller Art zu tilgen ist auch ein weiterer erstrebenswerter Punkt. Je weniger Schulden in Form von Immobilienfinanzierung oder Automobilkonsumkredit im Rentenalter zu bezahlen sind, desto mehr bleibt mir auch von meiner Rentenzahlung übrig.

Schlussendlich sollte man aber trotz all der Vorsorge nicht vergessen zu leben! Das Leben findet jetzt statt. Sicherlich wäre es naiv die Rente völlig außer Acht zu lassen und es ist sehr wohl wichtig sinnvoll und ausreichend dafür vorzusorgen. Aber es darf auch nie vergessen werden das Leben mit der eigenen Familie zu genießen und sich auch einmal etwas zu gönnen.

So berechnest du nun die perfekte Sparrate für die Altersvorsorge:

  • Sämtliche Rentenzahlungen aufzählen (gesetzliche sowie private Rentenverträge)
  • Versorgungslücke berechnen
  • Richtige Geldanlage auswählen

*Disclaimer* Die von mir in diesem Text getätigten Aussagen spiegeln ganz alleine meine Meinung wieder. Es ist keine Aufforderung, die in diesem Text beschriebenen Tipps und Vorschläge auch so für dich in die Tat umzusetzen. Beachte, dass Anlagen in Aktien, ETF und Derivate riskant sind und im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen können. Auch ich kann keine Prognose über zukünftige Verläufe treffen. Die von mir verfassten Texte und Aussagen dienen rein der Information und Weiterbildung. Links, welche mit einem* gegenzeichnet sind, sind sogenannte Affiliatelinks. Wenn du über diese Links ein Produkt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmst, erhalte ich eine Vergütung. Für dich bedeutet dies keine Mehrkosten. Ich empfehle zudem nur Produkte, von denen ich selber überzeugt bin und diese auch persönlich nutze.